Brückensperrung: „Verkehrskatastrophe hausgemacht!“

Region fordert endlich Elektrifizierung und Sanierung

Hof, Bayreuth, Pegnitz, Lauf a. d. Pegnitz – Seit Jahrzehnten fordert die Region die vollständige Elektrifizierung der Franken-Sachsen-Magistrale. Der nach wie vor nicht elektrifizierte Abschnitt zwischen Nürnberg und Marktredwitz bis zur tschechischen Grenze ist nicht nur ein Bedarfsplanprojekt des Bundes, sondern Teil des transeuropäischen Kernnetzes und im Korridor Rhein–Donau sowie zudem dem militärischen Grundnetz zugeordnet.

Trotz der großen Bedeutung für den internationalen Güter- und Personenverkehr stagniert das Projekt seit Jahren. Aktuell spitzt sich die Situation dramatisch zu: Wegen maroder Brücken im Pegnitztal muss die Strecke Nürnberg–Marktredwitz ab sofort gebrochen werden. Tausende Pendler sind betroffen, der Regionalverkehr im Großraum Nürnberg und ganz Nordbayern leidet darunter massiv. Für alle Bahnreisende ab Hof, Marktredwitz und Bayreuth gibt es auf unbestimmte Zeit keine direkte Schienenverbindung mehr nach Nürnberg (s. Meldung hier).

Armin Kroder, Landrat des Nürnberger Landes, warnt: „Was wir hier erleben, ist eine hausgemachte Verkehrskatastrophe. Statt endlich in Ausbau und Elektrifizierung zu investieren, wurde die Instandhaltung verschleppt. Jetzt zahlen Pendler und die ganze Region den Preis. Passend zum Tag der Schiene – das ist ein Offenbarungseid! Der Bund und die Bahn müssen sofort handeln und die maroden Brücken sanieren, wenn nicht jetzt, wann dann?“

Besonders problematisch: Die Sanierung der Brücken ist erst ab 2029 geplant – bislang ohne bereitgestellte Mittel. Gleichzeitig bleibt unklar, wie die im Bedarfsplan des Bundes verankerte Elektrifizierung finanziert werden soll, obwohl deren Wirtschaftlichkeit nachgewiesen ist.

Thomas Ebersberger, Oberbürgermeister der Stadt Bayreuth, betont: „Die Franken-Sachsen-Magistrale ist ein zentrales Drehkreuz im europäischen Schienenverkehr. Elektrifiziert könnte sie gemeinsam mit den Verbindungen nach Dresden und Prag ein leistungsfähiges Magistralen-Dreieck im Herzen Europas bilden. Stattdessen erleben wir das Ergebnis organisierter Verantwortungslosigkeit. Reisende und Güter werden von der Schiene auf die Straße gedrängt – der Schaden in das Vertrauen von Bahn und Politik ist immens.“

Wolfgang Nierhoff, Erster Bürgermeister der Stadt Pegnitz und stellv. Landrat im Landkreis Bayreuth, spricht gar von einem Skandal: „Für Tausende Reisende und Pendler ist ab sofort in Pegnitz Endstation, mit Schienenersatzverkehr verwinkelt durchs Pegnitztal oder im überfüllten Bus auf einer der stark befahrensten Autobahnen direkt nach Nürnberg – das ist nur schwer zumutbar, vor allem wäre dies vermeidbar gewesen, denn die Problemlagen sind seit langem bekannt! Innerhalb unserer Initiativen haben wir immer wieder darauf hingewiesen – leider ohne Erfolg. Das ist ein Skandal!“

Die Verantwortlichen in der Region sehen nun den Bund in der Pflicht.

Florian Wiedemann, Landrat des Landkreises Bayreuth, fordert: „Wir erwarten vom Bundesverkehrsministerium drei Dinge: Erstens die sofortige Bereitstellung von Mitteln zur Brückensanierung, zweitens eine gesicherte Finanzierung der Elektrifizierung und drittens einen transparenten Zeitplan für die Umsetzung. Nur so können wir das Vertrauen der Menschen in eine moderne Verkehrspolitik zurückgewinnen.“

Hintergrund

Die Franken-Sachsen-Magistrale gehört zu den am stärksten frequentierten Regionalverbindungen Deutschlands. Sie ist Teil des europäischen Kernnetzes und besitzt sowohl wirtschaftliche als auch strategische Bedeutung.