Sollte die Stadt Bayreuth eine neue Diskothek am Sendelbach genehmigen oder nicht? Diese Frage wurde im Großen Sitzungssaal im Neuen Rathaus am Freitagmorgen, 4. Juli, unter der Leitung von Oberbürgermeister Thomas Ebersberger heiß diskutiert, denn von den vier Fraktionen lehnten zwei bereits im Vorfeld das Vorhaben ab, während die andere Hälfte des Gremiums Zustimmung signalisiert hatte.
Moment: vier Fraktionen? Sitzen im aktuellen Bayreuther Stadtrat nicht sechs Fraktionen? Richtig! Denn am Freitag tagte nicht die aktuelle Vertretung der Bayreutherinnen und Bayreuther, sondern der Schülerrat des Graf-Münster-Gymnasiums. Knapp 50 Schülerinnen und Schüler der Klassen 10c und 10d hatten es sich im Rahmen des Planspiels Schule zur Aufgabe gemacht, eine kommunalpolitische Entscheidungsfindung durchzuspielen. Zuvor fanden solche Sitzungen bereits für andere zehnte Klassen des GMG statt.
Im Unterricht Spielsituation vorbereitet
Im Unterricht hatten sich die Zehntklässler bereits mit den Grundzügen der Kommunalpolitik beschäftigt. Für die Sitzung am 4. Juli wurde der realistische Fall durchgespielt, dass ein privater Investor als Antragssteller auf die Stadt Bayreuth mit dem Anliegen zukommt, eine Diskothek in Bayreuth bauen und eröffnen zu wollen. Als Standort wurde der momentane Parkplatz hinter dem Rotmain-Center am Sendelbach vorgeschlagen.
Für das Planspiel wurden die Teilnehmenden in die vier Fraktionen „Pro Bayreuth“ und „Wir für Bayreuth“ (beide befürworten die Diskothek) sowie „Zukunft Bayreuth“ und „Unser Bayreuth“ (beide lehnen die Disco ab) aufgeteilt. Im Vorfeld der Sitzung mussten sie Argumente zu den jeweiligen Fraktionshaltungen sammeln. Darüber hinaus übernahmen noch zwei Schülerinnen die Rolle einer Sozial- und einer Baureferentin.
Baureferentin stellt Planung vor
In der Sitzung am Freitag stellte die Baureferentin nach der Eröffnung durch den Oberbürgermeister die Situation aus der Sicht der Planer vor. Nach der Frage nach Stellungnahmen durch Oberbürgermeister Thomas Ebersberger, der im Wechsel die Sitzungen mit Drittem Bürgermeister Stefan Schuh und Zweitem Bürgermeister Dr. Andreas Zippel leitete, trugen die vier Fraktionen ihre Haltungen zum Disco-Projekt vor. „Zukunft Bayreuth“ lehnte die Planung ab, da das Angebot an Tanzlokalen bereits ausreichend sei. Außerdem schaffe das Projekt Konkurrenz zu bestehendem, benachbartem Disko-Angebot und sorge für Flächenversiegelung. Anders sieht es „Pro Bayreuth“, welche der Planung zustimmte mit dem Hauptargument, dass sich ein neuer Treffpunkt für Besucher und Auswärtige entwickeln könne. Außerdem seien neue Gewerbesteuereinnahmen zu erwarten.
Die Fraktion „Unser Bayreuth“ befürchtete dagegen eine zusätzliche Lärmbelästigung für die Anwohner und die Besucher des nahgelegenen Hotels und lehnte deshalb die Diskothek ab. Dagegen hatte „Wir für Bayreuth“ Jugendliche und Studierende im Fokus, für die das neue Tanzlokal ein weiteres Feierangebot biete, und befürwortete deswegen die Planung.
Das Ergebnis der Abstimmung
Nachdem am Ende der Diskussion die Sozial- und Jugendreferentin noch eine Stellungnahme abgegeben hatte, ging der Oberbürgermeister zur Abstimmung über. Mit knapper Mehrheit votierten die Zehntklässler für die Planung und damit die neue Diskothek. Abschließend stand Thomas Ebersberger noch für Fragen der Schülerinnen und Schüler zu anderen Themen zur Verfügung.
Die Stadt Bayreuth bietet im Übrigen allen zehnten Klassen an, im Rahmen des Planspiels Schule die Arbeit von Verwaltung und Stadtrat im Rahmen von Schüler-Stadtratssitzungen kennenzulernen. Weitere Informationen zu dieser Aktion gibt es bei Anja Fischer vom Hauptamt der Stadt unter E-Mail: anja.fischer@stadt.bayreuth.de