Kunstmuseum Bayreuth zeigt in der Ausstellungshalle „Bestiftungen und Bemaßungen“
Anlässlich seines 20. Geburtstages hat das Kunstmuseum Bayreuth den Nachlass von Artur Dieter Trantenroth – 38 Skulpturen aus verschiedenen Materialien, ca. 700 Zeichnungen aus 5 Jahrzenten, etliche Modelle und Kleinplastiken und eine umfassende Werkdokumentation mit Künstlerkorrespondenz für die Forschung – als Dauerleihgabe von der Oberfrankenstiftung übernehmen dürfen. Diese Sammlung erweitert die Schenkung des Künstlers aus dem Jahr 2014 und verstärkt den Schwerpunkt der Konkreten Kunst und Konzeptkunst im Kunstmuseum Bayreuth um bedeutende Werke. Aus dem Konvolut der Oberfrankenstiftung und aus den eigenen Beständen zeigt das Kunstmuseum Bayreuth noch bis 26. Februar eine erste Auswahl an Zeichnungen und Skulpturen in der Ausstellungshalle des Neuen Rathauses.
Trantenroths Ausstellungen in den großen Museen des Landes trugen Titel wie „Unpassigkeiten“, „Wandbestiftungen“ oder „Durchscheinige Versteckungen“ – Begriffe, die der eigenwilligen Sprachkunst Trantenroths geschuldet waren.
Visuelle Transportmittel
Seine Zeichnungen sind visuelle Transportmittel zum Verbalen. Ihr Erklärungsmittel ist der Strich. Sie entstanden „schnell, damit das nicht aus dem Kopf rutscht“ (Trantenroth) wie die Wortspiele, die den Künstler begleiteten, und für deren Aufzeichnung er immer ein Stück Papier in der Tasche mit sich führte. Ihn begleitete aber auch die Lust, „loszuwerden, was in den Kopf geraten ist“ (Trantenroth), den „Außenzwängungen“ des Alltags ein Schnippchen zu schlagen.
Bildhaftes Sehen
Nach Trantenroths fester Überzeugung findet im Kopf ein bildhaftes Sehen statt. So bilden sich Ideen in Tagträumereien aus Alltagsdingen werden Formen und Objekte. Im Zustand eines frei fließenden Bewusstseins drängen sie sich direkt in den Zeichenstift und auf das Papier. Erste Blätter, die spontan so entstanden, waren Fingerübungen, Spielerei mit Stift, Farbe – und Tee, und doch sind es keine Gedankensplitter, sondern bis ins Detail fertige Stücke – Gedankenstücke eben.
Objekte der Kunst im öffentlichen Raum
1940 in Bochum geboren, studierte Trantenroth in den 1960er Jahren an der Akademie der Bildenden Künste Stuttgart Keramik und Bildhauerei. Von 1979 bis 1980 hatte er eine Lehrtätigkeit an der Akademie der Bildenden Künste München inne. Er war an vielen Symposien beteiligt und erhielt zahlreiche Stipendien und Preise, darunter 1975 den Förderpreis des Freistaates Bayern, 1978 den Kunstpreis Berlin (der Akademie der Künste Berlin) und 1985 den Kunstpreis der Stadt Bocholt.
Trantenroths „Bemaßungen“ ließen an neuralgischen Plätzen vieler Städte Objekte der Kunst im öffentlichen Raum entstehen. Sie machten die visuelle Struktur dieser Plätze in ihrer Einzigartigkeit erfahrbar. Nur zwei seien hier genannt, die unbetitelte Arbeit, die während des Bildhauersymposiums „Stadt und Bildhauerei“ 1979-1980 in Bochum entstand und die „Edelstahlbestabung aus Stahlwinkelstücken“, die seit 2007 vor dem Gebäude der Oberfrankenstiftung in Bayreuth steht und im Pflaster verlegt ist. AD Trantenroth verstarb unerwartet am 21. November 2019.
Quelle: Kunstmuseum Bayreuth