Sommerausstellung zeigt Werke der sogenannten „Neuen Wilden“
Das Kunstmuseum Bayreuth im alten Barockrathaus der Stadt zeigt eine Ausstellung mit nahezu 200 Originalen und Druckgraphiken von Baselitz, Immendorff, Lüpertz, Penk und anderen Vertretern der sogenannten „Neuen Wilden“. Die diesjährige Sommerausstellung ist bis zum 17. Oktober zu sehen.
Die 1980er Jahre des 20. Jahrhunderts waren durch eine boomende Kunstszene geprägt. Zwischen Köln und Düsseldorf inszenierte sich die Museums- und Galerieszene der Bonner Republik, dort stellte A.R. Penck schon seit den 1960er Jahren aus. Hier und in Westberlin, das als hippes, neues Kulturzentrum Künstler aus aller Welt anzog, wirkten Georg Baselitz, Jörg Immendorff, Markus Lüpertz und viele andere. Parallel dazu lotete A.R. Penck in der DDR die Grenzen von Kunst und Zensur aus.
Alles schien möglich! Doch trafen die großformatigen, bewusst dilettantisch gemalten Bilder der so genannten „Neuen Wilden“ die Kunstkritik wie eine Schockwelle: Die totgesagte Malerei lebte! Unbekümmert und in oft riesigen Formaten wurden Genres und Motive, Kunststile und Interpretationsformen, die man für historisch überwunden gehalten hatte, zitiert. „Eine beinahe orgiastische Körperlichkeit“ war in den Bildern dieser Künstler zu spüren: „Die bildnerischen Szenerien sind grell ausgeleuchtet, das Dargestellte ist ruppig gemalt, Karikatur und Groteske regieren, der schrille Sound der Rockmusik klingt herüber, und in die schöne Welt des coolen Designs der Minimal und Concept Art platzen diese Bilder wie die sprichwörtliche Bombe.“ (Klaus Honnef) Die Malerei selbst war das Thema.
Die „Neuen Wilden“
Den Begriff der „Neuen Wilden“ prägte Wolfgang Becker 1980 für seine Aachener Ausstellung angelehnt an die französischen „Fauves“. Erstmals war hier neoexpressive und neokonzeptionelle Malerei gemeinsam zu sehen, darunter Werke von Baselitz, Immendorff, und A.R. Penck und anderen. Es ging den Künstlern vor allem um eine neue Malerei, sei es auf Leinwand oder auch auf Papier.
Parallel zu der Ost-West-Entspannung der späten 1960er und 1970er Jahre widmeten sich die Künstler verstärkt auch deutsch-deutschen Themen: Penck (1939 als Ralf Winkler in Dresden geboren und aufgewachsen und 1980 aus der DDR ausgewiesen) malte und zeichnete schon in der DDR nach einem Parforceritt durch die Kunstgeschichte Systembilder aus Strichmännchen. Immendorff (1945 in Bleckede, bei Lüneburg geboren) brachte in seinen „Café-Deutschland“-Bildern Ost- und Westmenschen zusammen und erkor den Künstler-Affen zu seinem Leitmotiv und Lüpertz (1941 in Liberec / heute: Tschechien geboren und im Rheinland aufgewachsen) feierte Klischeebilder der deutschen Geschichte als „dithyrambisch“, und zitierte in der Serie „Männer ohne Frauen – Parsifal“ Hemingway und Richard Wagner. Und Baselitz (1938 als Georg Kern in Deutschbaselitz / Sachsen geboren) malte daher gleich kopfüber.
Quelle: Kunstmuseum Bayreuth